Engel unserer Zeit

2015 feierte die Michaelskirche in Brannenburg ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass lud Herr Pfarrer Löffler die Künstler der Neuen Künstlerkolonie Brannenburg e.V. ein, eine Ausstellung zu gestalten, die dieses Engelsmotiv des Beistands für unsere Zeit interpretiert.


Sowohl das Motiv, wie auch der Kirchenraum stellten für die Künstler gleichermaßen eine Herausforderung wie eine Inspiration dar. Als Mitglied der Neue Künstlerkolonie nahm ich an dieser Ausstellung teil und es entstanden zwei Bilder zu diesem Thema. Sie setzen sich kritisch mit den Herausforderungen und Versuchungen unserer Zeit auseinander und zeigen, wo wir - nach meiner Meinung - der Hilfe und Unterstützung bedürfen.


Michael ist dein Freund

Bei vielen Werkzeugen, die wir Menschen uns geschaffen haben, liegt es in unserer Hand, was wir daraus machen. Mit einem Messer kann man ebenso gut Brot schneiden, wie einen anderen Menschen verletzen. Genauso verhält es sich mit den Neuen Medien. E-Mail, Informationsquellen und Kommunikationsportale sind nur dann positiv, wenn wir sie sinnvoll nutzen. Wenn nicht, ertrinken wir in einer Flut irrelevanter Informationen, die unsere Zeit und unser Gehirn mit Nichtigkeiten füllen. Ist es denn wirklich wichtig, was die Spatzen von vermeintlich oder tatsächlich wichtigen Personen permanent aus dem Internet zwitschern? Wie viele Freunde hat ein Mensch, der mehrere Hundert virtuelle Freunde im Internet hat denn wirklich? Und wer steht hinter den anonymen Freundschaftsangeboten? Michael oder Samiel? Und wem gefällt was ich tue bzw. kommuniziere? Ist es nicht wichtiger, moralische Maßstäbe an das eigene Handeln zu legen als die Zustimmung einer unbekannten Menge über das Internet zu erheischen?

Eines aber ist sicher: Michael ist dein Freund und Beschützer.

Wer ist wie Gott

Der Name Michael bedeutet „wer ist wie Gott“. In unserer modernen Welt müssen wir uns fragen lassen, wer unser Gott ist und wem wir uns unterwerfen. Natürlich ist es gut und praktisch, eine Uhr zu haben, um Verabredungen einzuhalten oder den Zug zu erreichen. Aber nur zu oft sind wir die Getriebenen der Uhr. Wobei die Uhr an sich ein völlig harmloses Messinstrument – eben für Zeit ist. Bedenklich ist, was wir daraus machen. Eng getaktet füllen wir unseren Tag mit Aktivitäten und in dem Versuch, alles termingerecht zu erledigen, unterliegen wir dem unerbittlichen Diktat der Uhr. Und dabei übersehen wir, dass wir uns selbst unter dieses Joch gespannt haben, in unserer Gier möglichst viel möglichst effizient zu erledigen. Dabei sind wir oft doch nur wie ein Hamster im Laufrad und hinterfragen den Sinn unseres Tuns selten. Die Uhr ist das Symbol für dieses Getriebensein und wirft die Frage auf:

„Wer ist wie Gott“