Rot

Rot – als Kind war Rot meine Lieblingsfarbe und jetzt ist sie es wieder. Rot wird in seiner Symbolik von keiner anderen Farbe übertroffen. Mit keiner anderen Farbe verbinden wir in unserem Kulturkreis so viele und so viele unterschiedliche und auch gegensätzliche Begriffe.

Rot ist verführerisch und lebendig, voller Energie und Dynamik. Rot bedeutet Liebe und Gefahr, Feuer und Macht, Gewalt und Aggression. Rot ist die Hölle, aber wenn wir verlieb sind, schweben wir auf rosaroten Wölkchen. Wir verschenken rote Rosen als Zeichen der Liebe und gleichzeitig heisst Rot ‘Stop’ oder ‘Durchfahrt verboten’.

Senatoren, Königen, Kaisern und Kardinälen ist die rote Robe vorbehalten als Zeichen von Rang und Macht. Und gleichzeitig ist Rot in der Bibel die Farbe der Sünde und der Sühne. Rot ist die Farbe des Blutes – im Hebräischen haben die Worte rot und Blut den gleichen Ursprung. In den Ikonen bringt Rot das erlösende Opfer Jesu Christi und das Blutopfer der Märtyrer zum Ausdruck. Rote Messgewänder werden in der katholischen Kirche bei den Märtyrerfesten und zu Pfingsten als Zeichen der Feuerzungen verwendet.

Der Planet Mars erscheint uns rot und Mars (Ares) ist der Gott des Krieges – wohlgemerkt des heissen, spontanen Krieges. (Für die besonnene Kriegsführung war interessanterweise eine Frau – - Athene -‚ zuständig’).

In der Natur bedeutet rot reif. Rote Beeren und Früchte sind reif – die Farbe das Signal ‚iss mich’ im Gegensatz zum grünen Vorstadium. So ist Rot verführerisch, der Apfel den Eva reichte war mit Sicherheit rot – obwohl ich persönlich es ja eher mit Kirschen versucht hätte. Und im Tierreich versuchen die Männchen mit Rot zu imponieren – vom Pavianpopo bis zum roten Federschmuck eines Dompfaffs oder Buntspechts.

Mit anderen Worten, rot beinhaltet das ganze Lebensspektrum und ist alles – ausser langweilig. Und darum mag ich Rot und darum mag ich mit Rot Farbe bekennen.